Aktuelles
11.10.2023
Vollelektrische Fuhrparkerweiterung beim Osnabrücker ServiceBetrieb
„Das E-Müllfahrzeug passt in den vorhandenen Fuhrpark und eignet sich ideal im Stop-and-go-Verkehr und für die Tagestouren der Müllabfuhr. Denn nicht nur Luftschadstoffe gilt es zu vermindern, sondern auch den Lärm in unserer Stadt“, erklärt Finanzvorstand Thomas Fillep, um der städtischen Vorreiterrolle gerecht zu werden, emissionsfreien Verkehr zu fördern.
Bereits im Februar 2021 wurde der Osnabrücker ServiceBetrieb (OSB) beauftragt, vorbereitende Maßnahmen für ein Pilotprojekt zur Erprobung eines Müllsammelfahrzeuges mit Elektro-Antrieb zu ergreifen. Ziel ist es, Daten zum Energieverbrauch zu sammeln, um eine konkrete Bemessungsgrundlage für die notwendige Batterie- bzw. Wasserstoff-Brennstoffzellen-Kapazität zu erhalten. Bislang konnten im Bereich der Müllsammelfahrzeuge nur Fahrzeuge mit herkömmlichen Dieselantrieb eingesetzt werden, da zusätzlich zum Fahrbetrieb eine beträchtliche Energiemenge abgefordert wird, um die hydraulischen Antriebe der Schüttung und des Presswerks zu betreiben. Es bestand grundsätzlich die Frage, ob der Antrieb rein durch Batteriebetrieb erfolgen kann oder zusätzlich z. B. Wasserstoff-Brennstoffzellen als Reichweitenverlängerer eingesetzt werden muss.
Auch im Bereich der Kehrmaschinen tut sich was: Als Ersatz einer mittelgroßen Kehrmaschine aus dem Jahr 2015 mit herkömmlichen Dieselmotor konnte eine Kehrmaschine mit elektrischem Antrieb für den Osnabrücker ServiceBetrieb in Höhe von 534.000 Euro beschafft werden. Die Vorteile sind neben der Schadstoffreduzierung eine deutliche Lärmminderung sowohl für die Umwelt, als auch für den Fahrer. Die Ersatzbeschaffung aufgrund von Verschleiß bemisst sich aber nicht allein nach der Laufleistung, sondern vor allem auch durch die Nebenaggregate, z. B. den Betrieb der Kehrvorrichtung. Gefördert wird diese über die NOW GmbH (Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie) bei Nutz- und Sonderfahrzeugen mit klimaschonenden Antrieben. Dabei übernimmt der Bund bis zu 90 Prozent der Mehrkosten gegenüber einem vergleichbaren Fahrzeug mit herkömmlichem Antrieb.
Wichtig bei der Beschaffung war nicht nur, dass die vollelektrischen Fahrzeuge eine hohe Energie- und Umwelteffizienz aufweisen, sondern auch mindestens die gleiche Arbeitsleistung wie vergleichbare dieselbetriebene Nutzfahrzeuge erreichen.
Der OSB beschäftigt sich im Rahmen des Stadtzieles „Stadt mit Zukunft“ seit längerem mit der Beschaffung von Fahrzeugen mit alternativen CO2-neutralen Antrieben als Beitrag zur Luftreinhaltung in der Stadt. Allerdings war der Markt im Nutzfahrzeug-Sektor für Elektromobilität sehr überschaubar und nur wenige Anbieter produzieren bereits serienmäßig und überzeugen in der Praxistauglichkeit. Der OSB hat sich im Rahmen des Gesetzes über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge (Clean Vehicles Directive) für den Referenzzeitraum 02.08.2021 bis 31.12.2025 verpflichtet, mindestens zehn Prozent der Fahrzeuge die größer als 3,5 Tonnen sind, mit alternativen Antrieben auszuschreiben. Die Beschaffung des Müllsammelfahrzeuges mit elektrischem Antrieb erfolgte als Pilotprojekt. Die Fahrzeugkosten schlagen mit rund 940.000 Euro zu Buche und liegen damit bei mehr als dem dreifachen Preis für ein herkömmliches Müllfahrzeug. Fördergelder in Höhe von 557.000 Euro machen die Anschaffung für die Stadt möglich. Denn die Förderprogramme des Bundes übernehmen neben dem Ausbau der Ladeinfrastruktur, auch die Mehrkosten zu herkömmlichen Verbrennern bei Beschaffungen von kommunalen E-Fahrzeugen. Das Pilotprojekt soll über einen Zeitraum von ca. zwei Jahren laufen. Nach Abschluss und Wertung kann über den weiteren Einsatz von elektrischen Müllsammelfahrzeugen entschieden werden.
Insgesamt hat der OSB seit 2014 seine Fahrzeugflotte mit E-Antrieben stetig ausgebaut und verfügt derzeit über 37 E-Fahrzeuge, davon 13 Pkw (E-Smart und E-Golf), 6 Kastenwagen (Nissan e-NV 200) und 4 E-Kehrmaschinen und ein E- Müllwagen. Für die Innenstadt und Friedhöfe sind 3 E-Kleintransporter (Goupil) und 9 Minikipper sowie ein Fahrzeug mit elektrischer Hubarbeitsbühne beschafft worden. Zudem sind ca. 85 Kleingeräte (Laubbläser, Heckenscheren, Motorsägen etc.) auf Akku-Betrieb umgestellt. Weiterhin stehen ein E-Roller und 14 E-Bikes und 3 Lastenräder zur Verfügung. Im Pkw-Bereich des OSB fahren damit bereits rund 75 Prozent elektrisch. Für die Instandsetzung der E-Flotte sind die Mitarbeiter der Werkstatt durch Hochvolt-Schulungen qualifiziert worden.
Der OSB produziert Strom über zwei Photovoltaikanlagen auf den Dächern des Standorts an der Hafenringstraße, eine dritte Anlage ist in Umsetzung. Die große Herausforderung für die Zukunft ist und bleibt die Ladeinfrastruktur.
Fotos: Swaantje Hehmann
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