PUNKT UND LINIE. Christoph Scharfschwerdt
"Meistens beginne ich mit einem etwas dickeren Blatt Papier, das ich mit einem breiten Pinsel mit Acrylfarbe grundiere. Die Farbe trage ich so dick auf, dass die Struktur der Pinselstriche erkennbar und erfühlbar ist. Die raue Oberfläche dieser Grundierung setzt sich dem Werkzeug, dem Bleistift, dem Pinsel oder der Kreide, entgegen. Ich liebe es, diesen Widerstand zu spüren. Ich arbeite ungern auf dem nackten Papier. Wenn ich mit dem fast trockenen Pinsel Farbe auftrage, zeichnet sich die Struktur des Untergrunds deutlich ab.
Linie neben Linie, zunächst gerade, fast parallel, dann mit immer größeren Abweichungen. Keine Linie soll die andere berühren. Man sieht den Linien an, dass sie von Hand, ohne Hilfsmittel gezogen sind.
Die Herstellung ist ein etwas monotoner Prozess, fast langweilig, aber meditativ.
Für die Punktebilder muss die Acrylfarbe den richtigen Verdünnungsgrad besitzen: gerade so, dass sie gut fließt (und fliegt), aber immer noch ausreichend deckt und nicht zu stark verläuft. Ich tauche den Pinsel ein und schleudere die Farbe am ausgestreckten Arm wieder und wieder über das Papier. So entstehen Linienstrukturen, die viel spontaner ausfallen, weniger kontrolliert als die Linienbilder, aber dennoch bewusst gesetzt.“